Straub-Kaserne
Adresse der Liegenschaft
Alte Landstraße 46, 6060 Hall in Tirol
Art der Liegenschaft
Ehemalige Liegenschaften
Bezeichnung der Liegenschaft
Jäger-Kaserne (1938 - 1967), Straub-Kaserne (1967 bis zum Verkauf 2013)
Geschichte der Liegenschaft
Die Salinenstadt Hall in Tirol war seit 1778 Garnison von Tiroler Soldaten. So wurde das Gebäude des 1783 aufgehobenen Jesuitenklosters als provisorische Kaserne verwendet, von 1818 - 1852 war dann hier ein Knabenerziehungshaus der Tiroler Kaiserjäger zur Heranbildung tüchtiger Unteroffiziere untergebracht. Ab 1859 diente das Gebäude bis zum Ende des II. Weltkrieges wieder als Stadtkaserne.
Im Zuge der Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht 1936 und der dadurch notwendig gewordenen Schaffung von Unterkünften begann eine rege Kasernenbautätigkeit in Österreich. So wurde in Hall 1936 mit dem Neubau der späteren Speckbacher-Kaserne begonnen (sie wurde bereits 1998 geschlossen). Nach dem Anschluss Österreichs 1938 wurde 1939 - 1943 westlich von Hall eine zweite Kaserne errichtet, die hauptsächlich dem Nachschub und der Versorgung der deutschen Truppen dienen sollte. Nach dem Kriegsende bezogen Nachschubeinheiten der französischen und amerikanischen Streitkräfte die Kaserne und betrieben hier bis 1955 ein zentrales Versorgungslager für die westlichen Besatzungstruppen.
Auch die "B-Gendarmerie" unterhielt hier schon vor 1955 ein Geräte- und Ausrüstungslager (die Mannschaften waren teilweise in der Speckbacher-Kaserne untergebracht). Auch später, als aus der "B-Gendarmerie" nach dem Staatsvertrag die provisorische Grenzschutzabteilung des Österreichischen Bundesheeres wurde, diente die Kaserne als Nachschubs- und Verwaltungsbasis.
Gleich nach 1955 wurde mit dem Neubau von Unterkünften und eines Wirtschaftsgebäudes begonnen. Bereits 1961, also noch vor der große Kasernenbenennungsaktion 1967, wurde die Kaserne nach dem Tiroler Freiheitskämpfer Josef Ignaz Straub benannt (ihm gehörten ehemals auch jene Grundstücke, auf denen die Kaserne gebaut wurde). 1962 wurde ein Areal einer aufgelassenen Lodenfabrik dazugekauft und darauf eine große Werkshalle für die Instandsetzung von Heereskraftfahrzeugen für die HZA Hall errichtet. Nach dem Beschluss der Bundesheer-Reformkommission wurde die militärische Nutzung aber 2009 eingestellt und die Liegenschaft 2013 verkauft.
Quellen
Beitrag MilKdo T; H. Oberweger, Die Garnison Hall i.T., Typoskript, o.J.; https://unterirdisch.de/index.php?threads/tirol-ehemalige-kasernen-und-einrichtungen-des-bundesheeres.15531/
Namensgeber der Liegenschaft
Josef Ignaz Straub
Josef Ignaz Straub wurde am 29. Juli 1773 in Hall in Tirol als Sohn des Kronwirtes Xaver Straub geboren. Nach dem frühen Tod seiner Eltern kam er mit 12 Jahren unter die Vormundschaft seines Onkels Ulrich, der ein begeisterter Anhänger des Erzhauses Österreich war und mit seiner patriotischen Gesinnung großen Einfluss auf Straub ausübte. 1796 übernahm er das florierende elterliche Gasthaus. Er bewährte sich in den Kämpfen von 1797 und 1805 und wurde auf Grund seines Ansehens in Hall, seiner Stellung als Wirt und seiner militärischen Fähigkeiten 1807 Schützenhauptmann der Haller Kompanie. 1809 band ihn Andreas Hofer in die Organisation des Tiroler Aufstandes im Unterinntal ein.
Straub zählte zu Hofers engsten Vertrauten und übte zeitweilig eine Art Oberkommando im Unterinntal aus. Er zeichnete sich bei verschiedenen Missionen, u.a. anlässlich einer Reise zum kaiserlichen Heerlager bei Linz im April 1809 zur Übernahme von Geld und Munition sowie in den Bergiselschlachten und in den Kämpfen im Unterinntal aus. Obwohl er dafür von den Haller Bürgern zum Ersten Rat der Stadt gewählt wurde, stand er zunehmend im Schatten Speckbachers. Der Aufstand von 1809 hatte ihm große persönliche Opfer abverlangt: Sein Besitz war geplündert worden, seine Familie war Repressalien ausgesetzt, er selbst konnte sich im August nur durch Flucht dem feindlichen Zugriff entziehen.
Nachdem er im November vom Friedensschluss in Wien erfahren hatte, legte er im Unterschied zu anderen Anführern die Waffen nieder, da er weiteren Widerstand für unrechtmäßig hielt. Infolge seiner zerrütteten Finanzen und seiner durch seine Haft in Bayern, aus der er erst 1813 entlassen wurde, angeschlagenen Gesundheit erlebte er die Rückkehr Tirols zu Österreich als gebrochener Mann. Verbittert über persönliche Anfeindungen und die mangelnde Anerkennung seiner Verdienste starb er, verarmt und beinahe erblindet, am 16. Oktober 1850 in Hall.
Quellen
Beitrag MilKdo T; https://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_S/Straub_Josef-Ignaz_1773_1850.xml