Hiller-Kaserne
Adresse der Liegenschaft
Wiener Straße 545-549, 4033 Linz-Ebelsberg
Art der Liegenschaft
Ehemalige Liegenschaften
Bezeichnung der Liegenschaft
Lager Ebelsberg (1939 - 1947) Lager Davidstern bzw. Camp Rosen David (1947 - 1951), Kaserne Ebelsberg (1951 - 1967), Hiller-Kaserne (1967 - 2016)
Geschichte der Liegenschaft
Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wurde rasch der große Bedarf an zusätzlichen militärischen Einrichtungen erkannt. Auf persönlichen Befehl von Adolf Hitler begann man daher in Linz noch 1938 mit dem Bau zahlreicher Kasernen für die Luftwaffe (Hörsching), der Donauflottille der Kriegsmarine (Obere Donaulände) und (nicht realisiert) für die Pioniere in Ottensheim. Der Schutzstaffel (SS) wurden Anfang August 1938 die "Aubrunnergründe" in Urfahr-Auhof zum Bau einer Kaserne übergeben, errichtet wurde diese jedoch in Linz-Ebelsberg. Ursprünglich sollte sich die Großkaserne zwischen der Wiener Straße und der heutigen Hillerstraße bis zu den Abhängen zur Traun (Panholzerweg) erstrecken, auf diesem Areal sollten etwa dreißig Mannschaftsgebäude und die weiteren erforderlichen militärischen Zweckbauten errichtet werden.
Zwischen 1939 - 1940 wurde die Kaserne - in wesentlich geringerem Umfang als ursprünglich geplant - in Form eines Barackenlagers errichtet. Anfänglich wurden hier die in die Ostmark verlegten bzw. die hier aufgestellten SS-Verbände ausgebildet. Nach deren Verlegung an die Front erfolgte ab August 1940 keine weitere Belegung des Barackenlagers beim "Mayr z´Reith" durch die SS-Truppenkörper.
Die bestehenden Anlagen dienten mit Fortschreiten des Krieges im Westen vorübergehend als Kriegsgefangenenlager, die Auflösung des Kriegsgefangenenlagers dürfte aber schon Anfang 1942 erfolgt sein. Ab Frühjahr 1942 wurden die ersten vier fertigen gewordenen Mannschaftsgebäude für die Einquartierung der Buchenlanddeutschen angemietet. Die Kaserne wurde ab dann als zivile Unterkunft im Zuge der Umsiedlungsmaßnahmen von Volksdeutschen, primär aus dem Gebiet der Bukowina, genutzt. Im Schnitt waren hier permanent ca. 700 Personen einquartiert. Auch die Stadt Linz hatte die Absicht, das Areal für kommunale Zwecke zu erwerben, doch der Kaufpreis von 15 Mio. Reichsmark schien den Verantwortlichen überhöht.
Nach Ende des II. Weltkrieges bezogen zuerst US-Einheiten des 41. Panzerbataillons die Kaserne, sie mussten die Kaserne aber mit den - weiterhin hier untergebrachten - Umgesiedelten teilen. Im Spätherbst 1947 wurden dann die, aus dem Konzentrationslager Mauthausen und deren Nebenlagern befreiten sowie in ganz Oberösterreich verteilten, jüdischen "Displaced Persons" in Ebelsberg zusammengezogen, dazu kamen noch rumänische Juden aus dem Wiener Raum. Die bisher hier untergebrachten amerikanischen Militäreinrichtungen wurden daher in das USFA (US Forces in Austria) Ordnance and Engineer Depot Wegscheid verlegt. Nach der Schließung anderer Lager wurden auch Alte, Kranke und Invalide nach Ebelsberg gebracht und dort einem eigenen Rehabilitationsprogramm zugeführt. Insgesamt entwickelte sich das als "Lager Davidstern" bzw. "Camp Rosen David" bezeichnete Lager zu einem Musterlager für zirka 1600 jüdische Displaced Persons. Dazu wurden auch Kultur-, Schulungs- und Sozialprogramme eingerichtet und die Auswanderer auf ein Leben in Israel vorbereitet.
Nach der Auflösung des Lagers 1951 waren die Gebäude in einem äußerst desolaten Zustand, Türen und Fenster fehlten, Fußböden waren zum Teil herausgerissen, bei einigen Objekten waren sogar die Dächer abgedeckt, das bewegliche Inventar wie Tische und Kästen fehlte vollkommen. Nach Abschluss der Renovierungsarbeiten wurde die Kaserne dann von der neu aufgestellten B-Gendarmerie übernommen und hier die Gendarmerieschulen OÖ I, OÖ II und die Fahreinheit OÖ untergebracht. Mit Erlangung der vollen Souveränität Österreichs 1955 wurden die Verbände der B-Gendarmerie zuerst in "Provisorische Grenzschutzabteilungen" umbenannt, aus denen später die Truppenkörper des neuen Österreichischen Bundesheeres gebildet wurden. Seither war die Kaserne ein wichtiger Stützpunkt der Armee, wurde hier doch schon 1956 die 4. Brigade aufgestellt, seit 1968 ist das Kommando des - nun 4. PzGrenBrig genannten - großen Verbandes in Ebelsberg gewesen.
Durch die Festlegung der Reformkommission BH-2010 auf eine Reduktion der Kasernenstandorte um 40 % fiel der Beschluss zur Einstellung der militärischen Nutzung der Hiller-Kaserne. Die hier noch dislozieren Verbände wurden daraufhin nach Hörsching verlegt und die Grundstücke - mit den teils denkmalgeschützten Gebäuden - im Frühjahr 2016 an einen Wohnbauträger verkauft.
Quellen
Beitrag MilKdo OÖ; Die Geschichte der Garnison Ebelsberg, Typoskript, o.A. 2007 ?; https://de.wikipedia.org/wiki/Hiller-Kaserne
Namensgeber der Liegenschaft
Johann Freiherr von Hiller
Johann Freiherr von Hiller wurde vermutlich 1748 in Modena oder Wr. Neustadt (nach einer anderen Quelle 1754 in Brody in Galizien) geboren und war Sohn eines Obersten. Er wurde mit 15 Jahren zuerst Kadett im k.k. Infanterie-Regiment Nr. 8, 1783 wurde er zum Leutnant befördert. Als Hauptmann im Warasdiner Grenzregiment nahm er am Krieg gegen die Osmanen unter Gideon Ernst von Laudon teil, für die Erstürmung von Novi 1788 erhielt er den Militär-Maria-Theresia-Orden und wurde in den erblichen Freiherrnstand erhoben.
1789 wurde er zum Oberst befördert, Feldmarschall Laudon ernannte ihn 1790 zu seinem Generaladjutanten. 1794 wurde er zum Generalmajor ernannt, ab 1796 kommandierte er dann eine Brigade der Rheinarmee und nahm bis 1801 in den Niederlanden, Italien und Deutschland am Krieg gegen Frankreich teil. 1805 wurde er zum Feldmarschallleutnant befördert und kommandierender General in Tirol und Vorarlberg.
Beim Ausbruch des Krieges von 1809 führte er das VI. Armeekorps, in der Folge wurden ihm alle Truppen in Bayern und Oberösterreich unterstellt. Er errang am 24. April 1809 in der Schlacht bei Neumarkt (Oberpfalz) einen bedeutenden Sieg gegen die Franzosen, wofür er mit dem Kommandeurkreuz des Militär-Maria-Theresia-Ordens ausgezeichnet wurde. Am 3. Mai 1809 war er in der Schlacht bei Ebelsberg erneut erfolgreich. In der Schlacht bei Aspern vom 21.-22. Mai führte er den rechten Flügel und warf den Feind nach hartnäckigen Kämpfen aus dem Ort. Nach diesem Sieg wurde er zum Feldzeugmeister befördert, doch kurz vor der Schlacht bei Wagram legte er, "wegen plötzlicher und schwerer Erkrankung" (in Wahrheit wohl wegen einer Meinungsverschiedenheit mit Erzherzog Karl), sein Kommando nieder.
Im Feldzug von 1813 erhielt er erneut den Befehl über das Heer in Innerösterreich, das später zur "italienischen Armee" wurde. 1814 wurde er, inzwischen wirklich erkrankt, zum kommandierenden General zuerst in Siebenbürgen, später in Galizien ernannt. Er starb in Lemberg nach längerem Leiden am 5. Juni 1819.
Johann Freiherr von Hiller wurde oft mit Radetzky verglichen, da er nicht nur wegen seiner militärischen Erfolge, sondern wie dieser auch durch seine Fürsorge für die Truppe bei den Soldaten besonders beliebt war.