Gablenz-Kaserne
Adresse der Liegenschaft
Straßganger Straße 360, 8054 Graz
Art der Liegenschaft
Kasernen, Flugplätze, Kommandogebäude
Bezeichnung der Liegenschaft
Jäger-Kaserne (1939 - 1967), Gablenz-Kaserne (seit 1967)
Geschichte der Liegenschaft
Nach dem Anschluss Österreichs an das Dritte Reich plante die Deutschen Wehrmacht 1939 aufgrund des Fehls an geeigneter militärischer Infrastruktur die Errichtung einer Kaserne für drei Bataillone des Gebirgsjägerregiments 138. Dafür wurde durch den Reichsfiskus ein ursprünglich zum Besitz des Benediktinerstifts Admont und zum Gut St Martin gehörendes Grundstück in Westen von Graz in unmittelbarer Nähe zum Bauplatz der ebenfalls in Bau befindlichen SS-Kaserne angekauft. Aufgrund des Kriegsausbruches kam es nicht mehr zur Errichtung der geplanten Großkaserne, stattdessen wurden auf dem Gelände barackenähnliche Unterkünfte und Nebengebäude für diverse Veterinäreinheiten und eine Fahrzeugabteilung errichtet.
Nach dem Kriegsende wurden die einfachen Objekte zuerst von russischen, später von britischen Einheiten genutzt, die hier eine Kfz-Instandsetzung- und Transporteinheit unterhielten. Ab 1947 wurden die Gebäude dann im Rahmen des Wiederaufbauplanes von Julius Raab österreichischen Wirtschaftsbetrieben zur Verfügung gestellt. Ab 1948 war die Kaserne zusätzlich ein Kfz-Abstellplatz für amerikanische und britische Militärfahrzeuge, welche von der Österreichischen Kontrollbank zum Zweck des geplanten Aufbaus eines neuen Österreichischen Bundesheeres angekauft und von der staatlichen Kraftfahrzeugaußenstelle in der damaligen Schönau-Kaserne (der späteren Kirchner-Kaserne) verwaltet wurden. Bis 1953 erfolgte die Übersiedlung der Kraftfahrzeugaußenstelle in den damalige Jäger-Kaserne, 1956 wurde die "inoffizielle" Außenstelle in Kraftfahrzeuganstalt des Österreichischen Bundesheeres umbenannt, 1957 wurde ihr eine Werkstattkompanie des Versorgungsregiment 2 zur Seite gestellt. Mit der Erweiterung der Aufgaben wurde die Anstalt 1968 in Heereszeuganstalt umbenannt.
Ab 1959 erfolgte ein sukzessiver Ausbau der Kaserne, 1960 wurde zuerst ein Werkstättengebäude für die Heereszeuganstalt gebaut, Anfang der 80erJahre folgten dann fünf Kreuzbauten nach dem Typus der Soldatenstadt (zwei davon sind Sondertypen für das Militärkommando Steiermark), 2004 - 2006 wurde schließlich der Neubau eines Wirtschafts- und Unterkunftsgebäudes mit der Zentralküche Steiermark errichtet.
Besonders zu betonen ist ein, reich bepflanztes und von einer vielfältigen Flora bevölkertes, Naturbiotop im südlichen Teil der Kaserne, das schon 1990 einen Umweltpreis gewonnen hat und seither in zahlreichen Publikationen dokumentiert wurde.
Quellen
Beitrag MilKdo St; H. Eberhart: Geschichte der Gablenz-Kaserne, Typoskript o.J.; 35 Jahre Versorgungsregiment 2, BMLV 1992; Festschrift 50 Jahre Garnison Graz, MilKdo St 1995; Aufzeichnungen HR Mag. G. Fritz
Namensgeber der Liegenschaft
Ludwig Karl Wilhelm Freiherr von Gablenz
Ludwig Karl Wilhelm Freiherr von Gablenz wurde am 19. Juli 1814 in Jena, als Sohn des königlich-sächsischen Generalleutnants Heinrich Adolph von Gablenz und seiner Frau Charlotte von Stieglitz, geboren. Er trat nach einer Ausbildung an der Ritterakademie in Dresden 1831 als Portepée-Junker in das 2. sächsische leichte Reiter-Regiment "Prinz Johann" ein. Bald wurde er zum Leutnant befördert und zum Garde-Reiter-Regiment versetzt, bereits 1833 wechselte er aber in die österreichische Armee. Dort diente er abwechselnd in der Infanterie, der Kavallerie und beim Generalstab.
Im Jahre 1848 wurde er Adjutant des Generals Wallmoden in Italien. Nach der Schlacht bei Custozza wurde er zum Major befördert und nach Ungarn abkommandiert. Dort übernahm er den Posten als Chef des Generalstabes im Schlickschen Korps. In dieser Funktion nahm er an nicht weniger als 46 Schlachten, Gefechten und Scharmützeln teil. Bereits im Jänner 1849 erhielt er das Ritterkreuz des Maria-Theresia-Ordens. Im Sommer 1849 wurde er zum Oberstleutnant befördert und zum Kommandanten des Dragoner-Regiments "Prinz Eugen" ernannt.
Als sich im Herbst 1850 die Gefahr eines Zusammenstoßes zwischen Preußen und Österreich abzeichnete, wurde er, mittlerweile zum Oberst aufgerückt, dem Generalstab der Armee in Böhmen zugeteilt. Er ging jedoch bald darauf in einer diplomatischen Mission nach Dresden und wurde 1854 zum Generalmajor befördert.
Im Sardischen Krieg von 1859 übernahm er eine Brigade des VII. Armeekorps und kämpfe in den Schlachten von Magenta und Solferino. 1862 wurde er zum Feldmarschallleutnant befördert. Im Deutsch-Dänischen Krieg 1864 befehligte er das VI. Armee-Korps unter General Wrangel. Für seine Verdienste in diesem Krieg erhielt er durch ein persönliches Handschreiben König Wilhelms I. von Preußen den preußischen Orden Pour le Mérite verliehen. Nach dem Wiener Frieden kehrte er nach Wien zurück und erhielt für seine Leistungen das Kommandeurkreuz des Maria-Theresia-Ordens. Im September 1865 wurde er dann zum Statthalter in Holstein ernannt, wo er sich großer Beliebtheit erfreute.
Am Anfang des Deutschen Krieges wurde er 1866 aus Holstein abgezogen und zum Kommandanten des X. österreichischen Armee-Korps ernannt. Mit diesem kämpfte er bei Königgrätz und besetzte später die Festungswerke nördlich von Wien. Im September 1866 suspendierte Gablenz für kurze Zeit seinen aktiven Dienst.
Nach dem Friedensschluss wurde er 1867 lebenslanges Mitglied des Herrenhauses im Reichsrat und tat sich mit einer liberalen Einstellung hervor. 1868 wurde er zum kommandierenden General in Kroatien und Slawonien bestellt, 1869 wurde er kommandierender General in Ungarn und 1870 General der Kavallerie. 1871 nahm er als Bevollmächtigter von Kaiser Franz Joseph I. an dem Einzug der siegreichen deutschen Truppen in Berlin teil, Ende November 1871 schied er nach 40 Dienstjahren endgültig aus der Armee aus.
Durch den Börsenkrach im Jahr 1873 verlor Ludwig Karl Wilhelm von Gablenz alle seine Ersparnisse, wodurch er auch seine Vertrauensstellung beim Kaiser einbüßte. Er floh nach Zürich, wo er sich am 28. Januar 1874 im Alter von 60 Jahren das Leben nahm.