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  • Sliderbild Ehrenhalle mit Ehrenmal ÖBH, Äußeres Burgtor / Österreichisches Heldendenkmal, 1010 Wien, Wien
  • Sliderbild Enthüllung Gedenktafel "Bernardis-Schmid", 1090 Wien, Wien
  • Sliderbild Enthüllung Gedenktafel "General Spannocchi", 1070 Wien, Wien
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  • Sliderbild Gedenkstein 1967, Fliegerhorst Hinterstoisser, 8740 Zeltweg, Steiermark
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  • Sliderbild Stiftskirche, Stiftskirche, 1070 Wien, Wien
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  • Sliderbild Erinnerungsdenkmal, Khevenhüller Kaserne, 9020 Klagenfurt am Wörthersee, Kärnten

Fliegerhorst Nitter

Adresse der Liegenschaft 
Waldweg 5, 8401 Kalsdorf bei Graz
Art der Liegenschaft 
Ehemalige Liegenschaften
Bezeichnung der Liegenschaft 

Fliegerhorst Graz/Thalerhof (1915-1967), Fliegerhorst Nittner (1967-2013)

Internationale Flugplatzkennung: LOXG

Geschichte der Liegenschaft

Im Zuge des Aufbaus der k.u.k. Fliegertruppe wurde Anfang 1913 der bereits 1826 erworbene Exerzierplatz der Garnison Graz bei Thalerhof kommissionell auf seine Eignung als Flugplatz überprüft und nach positivem Ergebnis noch im selben Jahr mit dem Ausbau begonnen. Die Planung sah ursprünglich 6 Flugzeughangars für je ein Flugzeug, ein Mannschaftsgebäude, eine Werkstätte, zwei Benzindepots und ein Flugzeugdepot vor. 1914 fanden schon erste Flugversuche mir einer Etrich-Taube statt, bis 1917 waren von den geplanten Gebäuden 3 Hangars (für mittlerweile 3 Flugzeuge), eine Kfz-Garage, mehrere Schuppen und eine Mannschaftsbaracke fertiggestellt, der Bau eines zweistöckigen Mannschaftsgebäudes und eines extern gelegenen Offizierswohnhauses wurde zwar begonnen, bis zum Kriegsende 1918 aber nicht mehr fertiggestellt. Zu erwähnen ist, dass 1915 - 1916 am Ostrand des Platzes auch ein großes Kriegsgefangenenlager eingerichtet worden war.

Nach der Niederlage des I. Weltkriegs wurden das Flugfeld und die Gebäude sehr rasch an das Land Steiermark übergeben, um der Zerstörung, wie sie eigentlich für die Einrichtungen und Flugzeuge der Luftwaffe der alten Armee in den Friedensverträgen von St Germain vorgesehen war, zu entgehen. Mitte 1922 übernahm dann die Republik Österreich das Areal und im Rahmen von zivilen Flugsportvereinen konnte allmählich wieder ein bescheidener Flugbetrieb aufgenommen werden. Ab 1925 nahm dann die Österreichische Luftverkehrs A.G. ÖLAG den Linienverkehr Wien (Aspern) - Graz (Thalerhof) - Klagenfurt (Annabichl) auf. Da ein militärischer Flugbetrieb bis zu einer ersten Lockerung der alliierten Kontrolle Anfang der 30er-Jahre komplett verboten war wurde in der 1929 von der ÖLAG eingerichteten zivilen Fliegerschule - getarnt - auch die Pilotenausbildung für die geplante Aufstellung neuer Luftstreitkräften des ersten Österreichischen Bundesheeres durchgeführt. 1931 wurden zwar weitere Hangars und eine Werfthalle errichtet, als Tower diente aber noch eine primitive hölzerne Plattform, welche erst 1934 durch einen Stahlgerüstturm ersetzt wurde. In der Werft wurden neben der Wartung auch Flugzeuge im Lizenzbau hergestellt.

1933 wurde unter strengster Geheimhaltung, aber mit Billigung der Westalliierten, mit dem Aufbau einer militärischen Jagdstaffel begonnen. Im August trafen mit fünf Fiat CT-120 die ersten Jagdeinsitzer in Thalerhof ein, deren Piloten in Italien ausgebildet worden waren. Die Maschinen waren zur Tarnung in einem neuen Hangar abgestellt worden und durften nur auf Befehl der höchsten Ebene starten. Nach dem Zulauf weiterer, zweisitziger, Fiat-Jäger begann dann die eigene Jagdfliegerausbildung. Starts und Landungen durften aber nur dann durchgeführt werden, wenn keine Verkehrs- oder sonstigen Privatmaschinen über oder auf dem Platz waren. Ab 1934 begann die langsame Enttarnung der militärischen Fliegertruppe und die Fliegerschule der ÖLAG wurde in das Bundesheer eingegliedert. Nach Fertigstellung der Plätze in Aigen und Zeltweg Mitte 1937 wurden die Schulverbände dorthin verlegt. In dieser Zeit wurden die bereits im I. Weltkrieg begonnenen gemauerten Unterkünfte fertiggestellt. Da auf dem Platz aber weiterhin ziviler Flugverkehr abgewickelt wurde, adaptierte man einige Gebäude für die Passagierabfertigung. Bereits 1937 wurden mit der Planung eines neuen zivilen Flughafenbereiches im Nordosten des Platzes begonnen.

Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich am 12. März 1938 landeten bereits einen Tag später Verbände der Deutschen Luftwaffe am Flugplatz Thalerhof, wenige Tage später wurde mit der Eingliederung der österreichischen Luftstreitkräfte begonnen. Für den Ausbau des Platzes wurden am westlichen Platzrand zum Schachner-Wald drei große Hangars nach dem deutschen Einheitstyp errichtet und im Anschluss an die bestehenden Horstgebäude weitere drei Hallen gebaut. Alle Flugzeughallen erhielten betonierte Hallenvorfelder, Abstellflächen und befestigte Rollwege. Ab April 1938 wurde hier eine Stuka-Gruppe stationiert, die bald auf neue Maschinen vom Typ Ju 87B umgerüstet wurde. Zur Abwicklung des intensiven Übungsbetriebes dienten auch die Feldflugplätze und Übungsgelände in Altenmarkt, Gradenfeld, Groß-Petersdorf, Hart, Haslach, Laubegg, Leibnitz und Unter-Gralla. Die neuen Hangars erhielten bald Anbauten zur Unterbringung von Werkstätten, im Waldgelände wurden zusätzlich umfangreiche Munitions- und Bombendepots eingerichtet.

Während des Balkankrieges im April 1941 war Thalerhof für kurze Zeit Einsatzflughafen, zeitweise waren hier bis zu 200 Maschinen stationiert. Trotzdem gelang es der jugoslawischen Luftwaffe, bereits am ersten Kriegstag Anfang April 1941 fünf Angriffe in den Raum Graz zu fliegen. Im Laufe des Jahres 1942 begann man dann mit dem Bau einer Betonpiste, welche jedoch wegen Materialmangels bis Kriegsende nicht vollendet wurde. 1943 wurde eine Flugzeugführerschule von Zagreb nach Thalerhof verlegt. Die zunehmenden Luftangriffe der Alliierten, insbesondere auf die benachbarten Grazer Bahnanlagen, Kasernen und Rüstungsbetriebe veranlassten das Horstkommando zur Errichtung zahlreicher Schutzwälle und Splitterschutzboxen. Trotz schwerer Bombenangriffe und zahlreichen Tieffliegerattacken auf den Platz konnte der Flugbetrieb bis Kriegsende aufrechterhalten werden. Mit Näherrücken der Sowjettruppen Anfang 1945 wurde Thalerhof wieder Einsatzflughafen für diverse rückverlegte Kampfeinheiten. Angehörige des Bodenpersonals, aber auch fliegendes Personal, deren Maschinen wegen Treibstoffmangels nicht mehr einsatzfähig waren, wurden zu Alarmeinheiten zusammengezogen und zur Abwehr der heranrückenden Einheiten ins Südburgenland und die Oststeiermark abkommandiert.

Nachdem die Deutsche Wehrmacht den Raum Graz bis 8. Mai 1945 geräumt hatte, zogen die nachrückenden Sowjettruppen in Graz eine und besetzten auch den Fliegerhorst Thalerhof. Nach Ende des II. Weltkriegs wurde der Fliegerhorst vorerst von der 57. Armee der 3. Ukrainischen Front genutzt, über einen militärischen Flugbetrieb ist nichts bekannt. Nach der Aufteilung Österreichs in die Besatzungszonen kam die Steiermark in britische Verwaltung, Thalerhof wurde damit ein Horst der Royal Air Force. Diese errichtete einen Luftkorridor von der Steiermark durch die Sowjetische Zone zu dem den Briten für ihren Wiener Sektor zugesprochenen Flugplatz Schwechat. Auch die US Airforce benützte den britischen Korridor für Flüge von ihrem für den Wiener Raum zugesprochenen Flughafen Langenlebarn nach Südeuropa. 1947 verlegte ein Großteil der in Thalerhof stationierten RAF-Einheiten nach Italien. Es verblieben nur Transporteinheiten und Flugsicherungspersonal, die Unterkünfte wurden nun von britischen Heereseinheiten genutzt. In den Flugzeughangars wurden von den österreichischen Behörden amerikanische und britische Armeefahrzeuge hinterstellt, die für ein künftiges Österreichisches Bundesheer vorgesehen waren.

1951 wurde der Platz von den Alliierten wieder für den zivilen Flugbetrieb freigegeben. In dieses Jahr fallen auch die Gründung der Flughafenbetriebsgesellschaft Graz und die Adaptierung der Abfertigungsräumlichkeiten. Bis 1954 wurde die bereits im Krieg begonnene Betonierung der Start- und Landebahn fertiggestellt. Sie wurde dabei auf 1.500 m verlängert und mit einer Anflug- und Pistenbefeuerung ausgestattet. Durch die Pistenverlängerung nach Süden mussten aber die im I. Weltkrieg erbauten Unterkunftsgebäude, die kleinen Flugzeughallen und das Werftgebäude geschliffen werden.

Nach Abschluss des Staatsvertrages und dem Abzug der britischen Einheiten wurde im November 1955 festgelegt, dass der Platz weiterhin sowohl eine zivile wie auch eine militärische Nutzung haben solle. Als erstes belegten aber keine Fliegerverbände, sondern Grenzschutz- und Versorgungseinheiten des neuen Österreichischen Bundesheers die Unterkunftsgebäude, die Hallen waren weiterhin von der Kraftfahrzeuganstalt Graz belegt. Erst im Frühjahr 1957 konnte wieder ein militärischer Flugbetrieb aufgenommen werden, die Heereseinheiten und die KFZ-Anstalt wurden dafür in andere Grazer Liegenschaften verlegt.

Durch die Pistenverlängerung war die Nutzung des militärischen Bereichs mittlerweile äußerst ungünstig, da der militärische Unterkunftsbereich im südöstlichen Bereich vom militärischen Betriebsbereich mit den Deutschen Systemhangars im südwestlichen Bereich durch die verlängerte Startbahn getrennt war. Trotzdem wurde hier im Mai 1957 die erste österreichische Düsenflugzeugstaffel mit DH 115 Vampire in den Dienst gestellt. 1963 wurden die Vampire nach Hörsching verlegt und die Staffel auf Fouga-Magister Düsentrainer umgerüstet. 1964 wurden zusätzlich Propellerschulmaschinen vom Typ Saab 91D Safir in Thalerhof stationiert. 1968 wurde die Schulstaffel nach Zeltweg verlegt und eine Staffel des JaboG 1 mit ihren Saab J29 Fliegende Tonne in Graz ausgerüstet. Nach Zulauf der Saab 105Ö im Jahr 1971 verließ die letzte Fliegende Tonne im Juli 1972 Graz-Thalerhof.

In weiterer Folge wurden im Zivilbereich moderne Ankunfts- und Abfertigungsgebäude und ein neuer Tower errichtet, Mitte der 1970er-Jahre konnte die erneut verlängerte und modernisierte Piste in Betrieb genommen werden. Der militärische Unterkunftsbereich wurde damit komplett vom Betriebsbereich getrennt, was einen Anfahrtsweg von 8 km Umweg bedeutete. Erst durch den Bau eines neuen Unterkunfts- und Wirtschaftsgebäudes Anfang der 90er-Jahre konnten diese unhaltbare Situation beendet werden. Ende der 70er-Jahre wurde der im Nordosten gelegene, zivile Bereich endgültig an die Stadt Graz verkauft, mit dem Erlös konnte die Landwehr-Kaserne in St. Michael gebaut werden.

Im Herbst 1987 wurde die Öffentlichkeit über die beabsichtigte Stationierung einer Staffel Saab 35 OE Draken in Thalerhof informiert, was zu großangelegten Demonstrationen führte. Nach umfangreichen Adaptierungsarbeiten wurde im Juni 1988 aber trotzdem der Flugbetrieb mit dem ersten österreichischen Überschallflugzeug aufgenommen. Nachdem bei der Ausphasung des Drakens 2005 das Nachfolgemuster Eurofigther Typhoon noch nicht geliefert worden war, wurden in Graz von Juli 2004 bis Juni 2008 zwölf von der Schweiz geleaste F-5E stationiert. Danach wurde hier noch der militärische Flugbetrieb mit der Saab 105OE fortgesetzt, welcher aber sukzessive heruntergefahren wurde. Bis zur Schließung und dem Verkauf des Horstes im Jahr 2013 war hier die technische Instandsetzung der Saab-105 mit rund 60 Bediensteten hier stationiert.

Quellen

E Pitsch: Die Fliegerhorste des Bundesheeres. In Krieg und Frieden, BMLV 1982; Flugplatz Graz Thalerhof, Typoskript (Eröffnung UkftGeb ?) o.J.; https://www.doppeladler.com/da/oebh/graz-thalerhof/; http://www.doppeladler.com/oebh/draken.htm; http://www.doppeladler.com/oebh/luftfahrzeuge/f5tiger.htm

Namensgeber der Liegenschaft

Eduard Nittner

Eduard Nittner wurde am 5. Februar 1885 in Görz geboren. Nach Besuch der Theresianischen Militärakademie wurde er zum Infanterie-Regiment Nr. 88 ausgemustert, das zu dieser Zeit gerade in Trient lag. 1911 wurde er dem ersten Militärfliegerkurs an der k.u.k. Flugmaschinen-Instruktionsabteilung auf dem Flugfeld in Wr. Neustadt zugeteilt. Er beteiligte sich bereits im Oktober dieses Jahres bei der ersten österreichischen Flugwoche und erhielt im November sein Pilotendiplom. Aufgrund seiner aviatischen Fähigkeiten wurde er bald danach zum Feldpiloten eingeteilt. Anfang 1912 unternahm er dann, von der Militärflugstation aus, mehrere Flüge über das Karstplateau und das Küstengebiet im Raum Triest.

Bekanntheit erlangte er durch seinen Flug am 3. Mai 1912, bei dem er auf dem Weg von Wiener Neustadt nach Graz den Semmering-Pass trotz widriger Verhältnisse und heftiger Turbulenzen mit seiner Etrich Taube "Kondor" überquerte und damit der erste war, der in Österreich einen Alpenpass überflogen hat. Im Juni desselben Jahres begleitete er seinen ehemaligen Fluglehrer als Fluggast auf einem Flug von Berlin nach Wien, bei dem sie kurz vor der geplanten Landung in Aspang wegen Schlechtwetters zur Notlandung in Gänserndorf gezwungen wurden. Im Oktober unternahm Nittner dann den ersten Überlandflug von Wr. Neustadt nach Linz, bei dem er wegen des starken Gegenwinds und aufgrund des kleinen Tanks zweimal zwischenlanden musste. Seine letzte fliegerische Großleistung erbrachte er während der Balkankrise 1913, indem er Ende Jänner den bosnischen Karst in 1700 m und Sarajewo in 2500 m Höhe überflog.

Am 17. Februar 1913 übernahm er am Flugfeld in Fischamend einen neuen Lohner Pfeilflieger, mit dem er nach Sarajewo fliegen sollte, um dort das Kommando über die neue Flugstation zu übernehmen. Kurz nach dem Start stürzte die Maschine aber infolge eines Bruches der Tragfläche aus 100 m Höhe ab und der mittlerweile zum Oberleutnant beförderte Nittner fand dabei den Tod.

Seine letzte Ruhestätte fand der erst 28-Jährige im Grab der Familie Nittner am Pötzleinsdorfer Friedhof in Wien, wo auch seine Eltern Eduard (1835–1916) und Bertha (1856–1907) bestattet waren. Die Grabstelle wurde 2005 aufgelassen.

Auf der Passhöhe im Ort Semmering erinnert das Nittner-Denkmal an die technische Meisterleistung des Überflugs. Im Park der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt wurde bereits 1913 das Nittner-Petrovics-Monument zu Ehren des bereits 1912 verunglückten Oberleutnant Aristid von Petrovics und des 1913 zu Tode gekommenen Oberleutnant Nittner enthüllt. Später wurden die Namen weiterer im Dienst verunglückter Flugoffiziere hinzugefügt, so dass das Denkmal heute als der Fliegerstein bekannt ist.

Quellen

E Pitsch: Die Fliegerhorste des Bundesheeres. In Krieg und Frieden, BMLV 1982; https://de.wikipedia.org/wiki/Eduard_Nittner