• Sliderbild Soldatenkirche Sel. Engelbert Kolland, Belgier Kaserne, 8052 Graz, Steiermark
  • Sliderbild Militärpfarrkirche des Militärkommandos Wien, Militärkirche St. Johann Nepomuk, 1130 Wien, Wien
  • Sliderbild Erinnerungsdenkmal, Khevenhüller Kaserne, 9020 Klagenfurt am Wörthersee, Kärnten
  • Sliderbild Stiftskirche, Stiftskirche, 1070 Wien, Wien
  • Sliderbild
  • Sliderbild Gedenkstein Jägerbataillon 26 und der Traditionsvereine, Türk Kaserne, 9800 Spittau an der Drau, Kärnten
  • Sliderbild Gedenkstein Fliegerschule und Fliegerregiment, Fliegerhorst Hinterstoisser, 8740 Zeltweg, Steiermark
  • Sliderbild Denkmal und Gedenkstein, Windisch Kaserne, 9020 Klagenfurt am Wörthersee, Kärnten
  • Sliderbild Fresken Außenseite, Amtsgebäude Stiftgasse, 1070 Wien, Wien
  • Sliderbild Gedenkstein 1967, Fliegerhorst Hinterstoisser, 8740 Zeltweg, Steiermark
  • Sliderbild Gedenkstein zur Hinrichtung ungarischer Widerstandskämpfer, Belgier Kaserne, 8052 Graz, Steiermark
  • Sliderbild Enthüllung Gedenktafel "Bernardis-Schmid", 1090 Wien, Wien
  • Sliderbild Enthüllung Gedenktafel "General Spannocchi", 1070 Wien, Wien
  • Sliderbild Gruppenfoto MHDK und FBM
  • Sliderbild Ehrenhalle mit Ehrenmal ÖBH, Äußeres Burgtor / Österreichisches Heldendenkmal, 1010 Wien, Wien

Belgier-Kaserne

Adresse der Liegenschaft 
Straßganger Straße 171, 8052 Graz
Art der Liegenschaft 
Kasernen, Flugplätze, Kommandogebäude
Bezeichnung der Liegenschaft 

SS-Kaserne Wetzelsdorf (1939 - 1945), Hankesworth-Barracks (1945 - 1955), Kaserne Wetzelsdorf (1955 - 1967), Belgier-Kaserne (seit 1967)

Geschichte der Liegenschaft

Nach dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland war für die neuen Machthaber bald klar, dass nicht genügend militärische Unterkünfte, unter anderem für die Waffen-SS, zur Verfügung standen. Daher wurde sehr rasch begonnen, entsprechende Ubikationen zu errichten. Ein der neuen SS-Kasernen wurde am Westrand von Graz erbaut. Die Bauten entsprechen dabei typologisch dem oberbayrischen "Mitterwalder" Prototyp mit ausladendem Dachgebälk, Bruchsteinmauerwerk und Schindeldächern, die Architektursprache geht überhaupt nicht auf die zu der Zeit schon ins Urbanere gedrehte Formensprache der Steirischen Landeshauptstadt ein. Der Bau erfolgte beinahe gleichzeitig und nahezu baugleich mit der SS-Kaserne in Lendorf bei Klagenfurt (der heutigen Khevenhüller-Kaserne).

Das Ensemble gruppiert sich um ein charakteristisch mittig angeordnetes Wirtschaftsgebäude mit seinem überdimensionalen Speise- und Festsaal und vier seitlich angeordneten, einheitlichen Mannschaftsgebäuden. Nach einer ersten Bauetappe wurde die Kaserne noch während der Kriegszeit um zahlreiche Nebenbauten und Garagen erweitert. Für die Wohnversorgung der Offiziere wurde in der Straßganger Straße eine Offizierssiedlung angelegt. Zum Bau eines eigenen Offizierscasinos mit Festräumen wie in Klagenfurt und des geplanten Schwimmbades kam es kriegsbedingt allerdings nicht mehr. Als erster Verband bezog das II. Ersatzbataillon des Waffen-SS-Regiments "Führer" die Kaserne, später folgten noch andere SS-Einheiten.

Ein besonders dunkles Kapitel der Geschichte dieser Liegenschaft sind die zahlreichen Erschießungen auf dem Gelände und auf dem etwas außerhalb gelegenen, aber zur Kaserne gehörenden und schon seit der Monarchie bestehenden, Schießplatz Feliferhof. Da die Leichen in den Bombentrichtern verscharrt wurden sind sie im Zuge von Bauarbeiten immer wieder zu Tage getreten, in den letzten Jahren begann dazu spät aber doch eine wissenschaftliche Aufarbeitung.

Nach Ende des II. Weltkriegs bezogen zuerst sowjetische Truppen die Kaserne, nach der Aufteilung Österreichs in die vier Besatzungszonen übernahm die britische Armee die Gebäude und benannte sie nach dem Oberbefehlshaber der 8. Armee Hankesworth-Barracks. Zeitweise war hier in einem Teil der Objekte ein Internierungslager für ehemalige Nationalsozialisten untergebracht.

Ab 1953 wurden von den Briten Teile der Kaserne für die Aufstellung der B-Gendarmerie abgetreten, die Engländer zogen sich dann 1954 komplett auf den Flughafen Thalerhof zurück, kehrten aber nach 6 Monaten wieder zurück, da die österreichische Regierung den Flughafen zu einem Zivilflughafen ausbauen wollte.

Von 1955 - 1988 nutzte das Österreichische Bundesheer die Kaserne als Panzerkaserne, seit damals ist sie Sitz höherer Kommanden. Weiters wurde Ende der 70er-Jahre neben dem Gebäude des Militärspitals 1 ein Systembau für eine der sechs ortsfesten Stellungskommissionen Österreichs untergebracht, sonst ist der Baubestand bis auf wenige Garagenhallen seit der Errichtungszeit unverändert geblieben.

Ein besonderes Schmankerl ist, dass Arnold Schwarzenegger, Bodybuilder, Schauspieler und ehemaliger Gouverneur Kaliforniens, in der Belgier-Kaserne seinen Grundwehrdienst als Panzerfahrer ableistete.

Quellen

Beitrag MilKdo ST; Chronik der Belgier-Kaserne, Typoskript JgPzB 4, 1985; Festschrift 50 Jahre Garnison Graz, MilKdo St 1995; https://de.wikipedia.org/wiki/Belgier-Kaserne; http://25para.at/blog/die-khevenhullerkaserne/

Namensgeber der Liegenschaft

Im Jahr 1967 erhielt die Kaserne Wetzelsdorf die Bezeichnung Belgier-Kaserne, womit dem Grazer Hausregiment, das ab 1853 als k.(u.)k. Infanterie-Regiment "König der Belgier" Nr. 27 bezeichnet wurde, ein würdiges Denkmal gesetzt werden sollte. Die Regimentsinhaber (nicht zu verwechseln mit Regimentskommandanten) des seit 1682 bestehenden Regiment waren nach Entschluss von Kaiser Franz Joseph I. ab 1853 die jeweils aktuellen belgischen Könige Leopold I., Leopold II. und Albert I. Die Angehörigen des Regiments wurden ab diesem Zeitpunkt im Volksmund auch "Die Belgier" genannt.

Geschichte des Infanterie-Regiments Nr. 27

Die Regimentsgeschichte beginnt am 3. Februar 1682, als Obristleutnant Ottavio Conte Nigrelli von Kaiser Leopold I. mittels eines Bestallungsbriefes beauftragt wurde, ein "Regiment zu Fuß" aufzustellen. 1683 gab es für das Regiment erste Einsätze gegen die Osmanen, vor allem in Ungarn. Im Winter 1699/1700 folgte die erste Einquartierung in der Steiermark.

Nach einer Vielzahl von Schlachten unter berühmten Heerführern, wie z.B. Prinz Eugen und Graf Starhemberg, erhielt das Regiment 1770 als "Ergänzungsbezirk" neben Marburg auch Graz, das auch als "zentrale Stabsstation" festgelegt wurde.

In den napoleonischen Kriegen ab 1789 kämpfte das Regiment etwa 25 Jahre lang in ganz Europa, auch unter der Führung des Oberkommandierenden der Innerösterreichischen Armee, Erzherzog Johann. An der geglückten Verteidigung des Grazer Schlossberges 1809 gegen die Franzosen hatten Soldaten vom IR 27 unter Major Hackher großen Anteil. Mit Ende der Herrschaft Napoleons erlebte die k.k. Armee bis 1848 eine relativ friedliche Epoche, in der das IR 27 Garnison in verschiedenen Städten der Monarchie nahm, darunter auch mehrmals in Graz (Anm.: Um einer möglichen Fraternisierung mit der örtlichen Bevölkerung vorzubeugen, war es damals Usus, die Truppen etwa halbjährig umzuquartieren). Ab 1848 war das IR 27, nun in der Armee Radetzkys, wieder in verschiedenen Gebieten des Vielvölkerstaates gegen den wachsenden Nationalismus eingesetzt.

Als am 14. Mai 1853 König Leopold I. von Belgien Regimentsinhaber wurde, begann der Abschnitt als "Belgier". Berühmte Schlachten wie Magenta, Solferino und Königgrätz wurden gefochten. Herzog Wilhelm von Württemberg formte das IR 27 unter seinem Kommando zu einer Eliteeinheit der alten Armee und führte es u.a. im Februar 1864 gegen die Dänen in die Schlacht von Oeversee zum Erfolg. In den darauffolgenden Friedensjahren von 1867 bis 1914 wurden, nur von wenigen Ausnahmen unterbrochen, wieder die Garnisonen bezogen, wobei das IR 27 mit ihrem Heimatkommando Graz den Grazern besonders ans Herz wuchs.

Mit Beginn des I. Weltkriegs im Sommer 1914 wurde das IR 27 mobilgemacht und nach Auffüllung zur gesamten Kriegsstärke zunächst im Kampf gegen die russische Armee eingesetzt, welcher die österreichischen Truppen jedoch weitgehend unterlegen waren. Mit dem Eintritt Italiens 1915 in den Krieg wurde das IR 27 quer durch die gesamte Monarchie an den neuen Kriegsschauplatz verlegt und nahm so an den berühmten Isonzo-Schlachten sowie 1916 an der Erstürmung des Monte Meletta teil. In den Wirren des Waffenstillstandes geriet der Großteil des Regiments aber in italienische Gefangenschaft, daher wurde das k.u.k. Infanterie-Regiment Nr. 27 am 3. November 1918 offiziell aufgelöst.

Namensgeber - die belgischen Könige

Leopold I. (1790-1865): Regimentsinhaber des IR 27 von 1853 - 1865, war nach der Unabhängigkeitserklärung Belgiens von den Niederlanden 1830 bis 1865 der erste König von Belgien.

Leopold II. (1835-1909): Regimentsinhaber des IR 27 von 1865 - 1909. Der zweite belgische König galt zunächst als hervorragender Diplomat und Geschäftsmann. Er gründete 1885 den Freistaat Belgisch-Kongo in Afrika, dessen Eigentümer er auch war. Bis 1908 ereigneten sich aber hier die schrecklichsten Gräueltaten an der einheimischen Bevölkerung. Laut Schätzungen starben über 10 Millionen Menschen unter der Herrschaft Leopolds II. Nach seinem Tod wurde die Kolonie 1909 dem belgischen Staat übergeben.

Albert I. (1875-1934): Regimentsinhaber des IR 27 von 1909 - 1918, Belgischer König von 1909 bis 1934. Er pflegte gute außenpolitische Beziehungen, lehnte jedoch zu Beginn des I. Weltkrieges den Durchmarsch der deutschen kaiserlichen Armee durch Belgien ab. Während der deutschen Besatzung setzte er sich mit den Resten seiner Armee in alliiertes Gebiet ab. Nach seiner Rückkehr wurde er als Held gefeiert, er bildete eine Einheitsregierung und unterstützte den Wiederaufbau Belgiens mit seinen Privatvermögen.

Quellen

Beitrag MilKdo St; https://de.wikipedia.org/wiki/K.u.k._Infanterieregiment_"Albert_I._König_der_Belgier"_Nr._27