• Sliderbild Gruppenfoto MHDK und FBM
  • Sliderbild Ehrenhalle mit Ehrenmal ÖBH, Äußeres Burgtor / Österreichisches Heldendenkmal, 1010 Wien, Wien
  • Sliderbild Enthüllung Gedenktafel "Bernardis-Schmid", 1090 Wien, Wien
  • Sliderbild Enthüllung Gedenktafel "General Spannocchi", 1070 Wien, Wien
  • Sliderbild Fresken Außenseite, Amtsgebäude Stiftgasse, 1070 Wien, Wien
  • Sliderbild Gedenkstein 1967, Fliegerhorst Hinterstoisser, 8740 Zeltweg, Steiermark
  • Sliderbild Gedenkstein zur Hinrichtung ungarischer Widerstandskämpfer, Belgier Kaserne, 8052 Graz, Steiermark
  • Sliderbild Stiftskirche, Stiftskirche, 1070 Wien, Wien
  • Sliderbild Denkmal und Gedenkstein, Windisch Kaserne, 9020 Klagenfurt am Wörthersee, Kärnten
  • Sliderbild Gedenkstein Fliegerschule und Fliegerregiment, Fliegerhorst Hinterstoisser, 8740 Zeltweg, Steiermark
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  • Sliderbild Gedenkstein Jägerbataillon 26 und der Traditionsvereine, Türk Kaserne, 9800 Spittau an der Drau, Kärnten
  • Sliderbild Soldatenkirche Sel. Engelbert Kolland, Belgier Kaserne, 8052 Graz, Steiermark
  • Sliderbild Militärpfarrkirche des Militärkommandos Wien, Militärkirche St. Johann Nepomuk, 1130 Wien, Wien
  • Sliderbild Erinnerungsdenkmal, Khevenhüller Kaserne, 9020 Klagenfurt am Wörthersee, Kärnten

Roßauer Kaserne

Adresse der Liegenschaft 
Roßauer Lände 1, 1090 Wien
Art der Liegenschaft 
Kasernen, Flugplätze, Kommandogebäude
Bezeichnung der Liegenschaft 

Kronprinz Rudolf-Kaserne (1869 - 1918), Roßauer-Kaserne (1919 - 1991), Amtsgebäude Roßau (1991 - 2020), Roßauer-Kaserne / Bernardis-Schmid (seit 2020)

Geschichte der Liegenschaft

Im Gefolge der bürgerlichen Revolution von 1848 war geplant, das Stadtzentrum mit einem Ring von Defensionskasernen, d.h. selbstverteidigungsfähigen Kasernen, zu schützen. Neben der Kronprinz Rudolf-Kaserne waren auch die vorher erbaute Franz Josephs-Kaserne in der Nähe der Wienflussmündung (1900/01 demoliert) und das Arsenal vor der Landstraßer Linie Teil des Gesamtkonzepts, weitere geplante Kasernen wurden aber nicht realisiert.

Der Komplex wurde nach den Plänen von Oberst im Geniestab Karl Pilhal und Major Karl Markl auf dem freien Gelände neben dem Tandelmarkt erbaut. Für die Architektur der um drei Innenhöfen angeordneten Kaserne, wurde der Stil des romantischen Historismus gewählt, die Verwendung von ungebrannten und unverputzten Ziegeln nach englischen Vorbild war zwar dem Zeitgeschmack entsprechend, verteuerte aber die Bau- und Instandhaltungskosten über die Zeit erheblich. Der Verteidigungscharakter wurde durch die als Brustwehr ausgebildete Attika und die zinnengekrönten Ecktürme und die Geschützstände auf den Balkonen neben den Einfahrtstoren an der Rossauer Lände und am Schlickplatz auch optisch betont.

Die Bauarbeiten begannen im August 1864, bereits im Juni 1868 war der südliche Trakt fertiggestellt, die restlichen Objekte wurden im Juli 1870 offiziell übergeben. Die Baukosten betrugen 5.948.400 Kronen. Insgesamt bot die Kaserne Raum für bis zu 2.400 Mann und 390 Pferde im Normalbelag, zusätzlich gab es 99 Offizierswohnungen und 43 Wohnungen für verheiratete Unteroffiziere. Die Umsetzung des Bauvorhabens benötigte erhebliche Anstrengungen, so war wegen des Schwemmschotters ein 4 m dickes und mit 30.000 Piloten verstärktes Fundament notwendig.

Durch den Bau der Kaserne kam es aber auch zu keinen spürbaren Verbesserungen der mangelhaften militärischen Unterkünfte in Wien, denn das bauliche Konzept, das der Errichtung der Kaserne zugrunde gelegt wurde, erwies sich schon bald als überholt. Die 70 m2 großen Unterkünfte waren nur durch einen hofseitigen Gang erschlossen und hatten nur an der Schmalseite Fenster. Auch die in den inneren Gebäudeecken situierten achteckigen Türme mit den um ein zentrales Fallrohr gruppierten Plumpsklos waren viel zu wenige für die große Belagsstärke (was vielleicht zur Legende der vergessenen WCs geführt hat, die aber so nicht stimmt). Bis zum I. Weltkrieg gab es in der Kronprinz Rudolfs-Kaserne, wie damals üblich, ein stetes Kommen und Gehen, im Schematismus sind jedes halbe Jahr neue und andere Truppenkörper hier verzeichnet.

Nach dem I. Weltkrieg wurde die Liegenschaft zunächst von der Volkswehr übernommen, das Bundesheer der ersten Republik stellte hier ab 1920 das Wiener Infanterie-Regiment "Hoch und Deutschmeister" Nr. 4 auf. Im Nordtrakt wurden aber auch Wohnungen für Zivilisten untergebracht, die ab 1927 Teil als Obdachlosenasyl dienten, 1936 wurden schließlich die Stallungen in Garagen umgebaut.

Während der Zeit des II. Weltkriegs nutzte die Wehrmachtsstreife Groß-Wien die Kaserne. Gegen Ende des Krieges ist der ehemalige Infanterieoffizierstrakt am Donaukanal durch Bombentreffer so schwer beschädigt worden, dass er nach dem Krieg nur mehr zum Teil wiederaufgebaut wurde.

In der Nachkriegszeit wurde die Roßauer-Kaserne nicht wie andere durch die Besatzungstruppen beschlagnahmt, sondern es zogen hier Dienststellen des Bundesministeriums für Inneres und der Bundespolizeidirektion Wien ein. 1946 wurde so die Kraftfahrabteilung der Wiener Sicherheitswache, wie die uniformierte Polizei damals genannt wurde, in die Roßauer-Kaserne verlegt. Dafür wurden auch diverse Werkstätten zur Reparatur bzw. zum Neubau der Fahrzeuge errichtet, die aus vielen gebrauchten Bestandteilen erst zusammengebaut werden mussten. Von hier aus fuhren die wegen ihrer auffälligen Uniform "weiße Mäuse" genannten Polizisten auf ihren Motorrädern zu den Patrouillen durch Wien aus, später auch die "Funkstreifen" in ihren dunkelgrünen VW-Käfern mit dem Blaulicht auf dem Dach.

Auch das Verkehrsamt der Bundespolizeidirektion Wien mit seinem starken Parteienverkehr (Kfz-Zulassung, Führerscheinprüfungen usw.) befand sich jahrzehntelang hier. Um den immer stärker werdenden Straßenverkehr in Wien besser überwachen und zentral steuern zu können, wurde 1962 in der Roßauer-Kaserne die Verkehrsleitzentrale eingerichtet. Anfangs wurden von hier nur die zehn Ampelanlagen im Bereich des Schottentors zentral gesteuert, heute sind es fast 1.300 in ganz Wien.

Als sich der Bauzustand zunehmend verschlechterte, wurde 1977 sogar der Abbruch der Kaserne erwogen, doch der Denkmalschutz verhinderte letztendlich die Schleifung. Verschiedene Umbau- und Nutzungsüberlegungen wurden im Rahmen eines Architekturwettbewerbes erarbeitet, sie sahen z.B. die Einrichtung eines dritten Opernhauses oder die Umwandlung in ein Universitätszentrum vor. Es kam aber anders und seit der teilweisen Absiedelung der Hälfte der Polizeidienststellen ab Ende 1989 wurde die Kaserne grundlegend renoviert und sukzessive die Dienststellen des Bundesministeriums für Landesverteidigung vom Rechnungshofgebäude in der Dampfschiffstraße hierher verlegt.

Nach dem Einzug des Verteidigungsministeriums wurde die Liegenschaft offiziell als "Amtsgebäude Roßau" geführt. Bundesminister Starlinger wollte 2019 nach der schon von Minister Platter 2005 vorgenommen Benennung des östlichen Hofes nach dem Widerstandkämpfer Major Carl Szokoll die Bezeichnung der Liegenschaft in "Amtsgebäude Bernardis-Schmid" ändern (nach den Widerstandskämpfern Obst iG Robert Bernardis und Feldwebel Anton Schmid). Die neue Bundesministerin Klaudia Tanner verfügte aber Anfang 2020, dass der Name "Roßauer-Kaserne" wieder verwendet werden solle und die Kaserne die Namen der Widerstandskämpfer als Traditionsnamen erhält.

Quellen

ADir iR W. Baschtarz: Die Kronprinz Rudolfs-Kaserne, Typoskript 1990; Mag. M. Pfleger: Die Roßauer-Kaserne. Vom Verteidigungskonzept der Ringstraße bis zur Gegenwart, Typoskript 1998; Bgdr i.R. Prof. Mag. R. Urrisk: Militärische Objekte und Liegenschaften, Typoskript ca. 2010; F. Czeike: Die Wiener Kasernen seit dem 18. Jahrhundert. In: Wiener Geschichtsblätter 35 (1980); A. Wolf: Die Roßauer-Kaserne im Wandel der Zeit. In: Mitteilungsblatt des Museumsverein Alsergrund Nr. 118 / 3.1989, M. Senekowitsch: Militärische Einrichtungen Wiens im Wandel der Zeit. In: Truppendienst 5/1991; M. Wehdorn, Baugeschichte und Bautechnik der Roßauer-Kaserne, Typoskript, o.J.; M. Pfleger: Die Rossauer Kaserne. In: Truppendienst 5/1999; Aufzeichnungen HR Mag. G. Fritz; https://de.wikipedia.org/wiki/Rossauer_Kaserne; https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Roßauer_Kaserne

Traditionsnamen der Liegenschaft

Oberstleutnant im Generalstab Robert Bernardis

Robert Bernardis wurde am 7. August 1908 in Innsbruck geboren. Sein Vater Nikolaus Bernardis stammte aus Rovigno in Istrien und hatte die italienische Nationalität. Er war als Militär-Baumeister unter anderem an der Errichtung des Infanteriekadetteninstituts in Breitensee beteiligt. Seine Mutter Antonia, geborene Kropik, stammte aus einer sudetendeutschen Familie, wurde aber in Horn geboren. Die Familie übersiedelte bald nach der Geburt des Sohnes nach Linz, da der Vater dorthin versetzt wurde.

Nach der Volks- und Militär-Unterrealschule in Linz und Enns besuchte Robert Bernardis die damalige Bundeserziehungsanstalt in Wiener Neustadt, wo er 1925 maturierte. In dieser Zeit trat er der Fachstudentischen Burschenschaft Wiking zu Mödling bei. Danach absolvierte er eine zweijährige Ausbildung zum Bautechniker an der Gewerbeschule in Mödling. Da er aber keine seiner Ausbildung entsprechende Tätigkeit fand, musste er sich seinen Lebensunterhalt zunächst als Maurer und Vorarbeiter verdienen.

Wegen der weiterhin schlechten Lage auf dem Arbeitsmarkt ging er 1928 schließlich "den Weg ins Militär, so wie viele andere es taten - weniger aus Begeisterung, als aus Not" (wie seinem im Österreichischen Staatsarchiv aufbewahrten handschriftlichen Lebenslauf zu entnehmen ist). Seiner zivilen Ausbildung entsprechend wählte er an der Offiziersakademie in Enns die Waffengattung Pioniere. Er wurde 1932 zum Linzer Pionier-Bataillon Nr. 4 ausgemustert. In diesem Jahr heiratete er in Linz die Geographie- und Sportstudentin Hermine Feichtinger, mit der er zwei Kinder bekam.

1936 bewarb er sich um die Aufnahme auf den Höheren Offizierskurs und wurde dem Kriegstechnischen Kurs zugeteilt. Es handelte sich dabei um eine spezielle Generalstabsausbildung für Pionieroffiziere. Diese Ausbildung trug auch wesentlich zu seiner späteren engen Zusammenarbeit mit Claus Schenk Graf von Stauffenberg bei, da dieser für das geplante Attentat auf Hitler unbedingt einen ausgebildeten Pionieroffizier benötigte, da er als Kavallerist und späterer Panzeroffizier selbst wenig Erfahrung im Umgang mit Sprengstoffen hatte.

Das Robert Bernardis nachgesagte Naheverhältnis zum Nationalsozialismus ist in der Forschung umstritten. Im Mitgliederverzeichnis des österreichischen Nationalsozialistischen Soldatenringes ist ein Karl Bernardis eingetragen. Ob er mit seinem Linzer Kameraden Oberleutnant Karl Pridun verwechselt wurde, ob er unter falschen Namen eingetragen war oder ob es sich bei Karl Bernardis um seinen Bruder Friedrich handelte, der ebenfalls Offizier war, lässt sich nicht mehr mit Sicherheit feststellen.

Robert Bernardis wurde jedenfalls wie alle österreichischen Soldaten schon am Tag nach dem Anschluss am 13. März 1938 auf den Führer vereidigt. Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 wurde der mittlerweile zum dritten Generalstabsoffizier (Ic) des 51. Armeekorps avancierte Offizier in einem Lager bei Shitomir, etwa 150 Kilometer westlich von Kiew, Zeuge von Massenerschießungen. Aus den Aufzeichnungen seines Fahrers Otto Mühl geht hervor, dass Bernardis, als er das Lager wieder verließ, sich übergeben musste und an diesem Tag kein einziges Wort mehr sprach. Auch bei der Einnahme von Charkow Ende Oktober 1941 musste er miterleben, wie hunderte Einwohner, vornehmlich Juden, in den Straßen öffentlich gehängt wurden. Anfang 1942 erkrankte Bernardis schwer und wurde im März 1942 zunächst in einem Feldlazarett und danach in einem Berliner Krankenhaus behandelt. Nach seiner Genesung blieb Bernardis in Berlin, wurde im Juni 1942 zum Oberstleutnant im Generalstab befördert und stieg schließlich bis zum Gruppenleiter Personal im Allgemeinen Heeresamt im Bendler-Block auf.

Als Stauffenberg im September 1943 Chef des Stabes des Ersatzheeres wurde, hatte er täglich dienstlichen Kontakt zu Bernardis. Wer von beiden dem anderen seine Überlegungen zum Widerstand zuerst offenbart hat, lässt sich nicht mehr nachweisen. Fest steht allerdings, dass die beiden rasch zum Konsens gelangt sind, dass man alles tun müsse, um das nationalsozialistische Regime zu beenden. Wie aus den Briefen an seine Frau hervorgeht, engagierte sich Bernardis danach aktiv im Widerstand, z.B. indem er die schon existierenden Befehle zur Operation Walküre für einen Aufstand der Wehrmacht gegen Hitler in allen Wehrkreisen adaptierte. Ab Februar 1944 fuhr er auch regelmäßig nach Wien, wobei er zunächst nur den Chef des Stabes des Wehrkreiskommando XVII und persönlichen Freund Heinrich Kodré besuchte. In weitere Folge weihte er auch Hauptmann Carl Szokoll in den Stand der Vorbereitungen für den geplanten Sturz des NS-Regimes ein. Als Stauffenbergs Verbindungsmann zwischen Wien und Berlin nahm Bernardis ein beträchtliches Risiko auf sich, da die dafür erforderlichen zahlreichen Dienstreisen bei einer Überprüfung durch die Gestapo kaum plausibel zu erklären waren. Schließlich war Bernardis nur Gruppenleiter Personal und hatte den Nachschub für die Front zu organisieren, eine persönliche Anwesenheit in Wien war dazu nicht erforderlich.

Obwohl das Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 auf der Wolfschanze fehlgeschlagen ist, wurde durch die Verschwörer, offenbar aus Unkenntnis des nicht gelungenen Anschlags oder in Fehleinschätzung, jedenfalls reichlich dilettantisch die Operation Walküre ausgelöst. So griff auch Bernardis zum Telefon und alarmierte die Kampfverbände in den außerhalb des Stadtgebietes von Berlin gelegenen Teilen des Wehrkreises III, und enttarnte sich damit als Mitglied der Verschwörung. Nachdem bald das Gerücht die Runde machten, dass Hitler das Attentat überlebt hätte, brach die Verschwörung noch am Abend desselben Tages in sich zusammen.

Nach dem Scheitern des Umsturzversuches war auch Bernardis’ Schicksal besiegelt. Er wurde am 8. August 1944 in Berlin zum Tode verurteilt und noch am selben Abend im Strafgefängnis Plötzensee gehängt. Hitler hatte angeordnet, dass die Verschwörer möglichst qualvoll und wie auf einem Schlachthof sterben sollten. Daher achtete man darauf, dass die Verurteilten durch langsames Ersticken ums Leben kamen, und nicht wie für Offiziere eigentlich vorgesehen durch Erschießung.

Die Ehefrau von Bernardis wurde zusammen mit ihrer Schwiegermutter am 27. August 1944 als Sippenhäftling in das Konzentrationslager Ravensbrück eingeliefert, kam aber am 6. Oktober 1944 wieder frei. Die beiden Kinder des Paares wurden, wie die der anderen Verschwörer, in Bad Sachsa interniert.
Die postume Anerkennung in Österreich erfuhr Robert Bernardis erst Jahrzehnte später. 1985 wurde eine Gedenktafel im Jakob-Kern-Haus der Militärpfarre Wien eingeweiht. 1994 setzte General Hubertus Trauttenberg gemeinsam mit dem Linzer Bürgermeister Franz Dobusch eine Straßenbenennung nach Bernardis in Linz durch, in Hannover gibt es seit 1985 ebenfalls eine Bernardis-Straße.

Weitere zehn Jahre später reagierte auch das Verteidigungsministerium und enthüllte am 11. Oktober 2004 in der Heeresunteroffiziersakademie in Enns ein Denkmal für ihn. Am 7. August 2008 gedachte das Bundesheer im Beisein seiner Witwe Hermine seines 100. Geburtstages. Anlässlich seines 110. Geburtstages im Jahr 2018 wurde vom ORF eine "Menschen & Mächte"-Dokumentation produziert. Bei der Vorabpräsentation des Filmes in der Präsidentschaftskanzlei wurde der Enkelin das offizielle Dekret seiner Rehabilitierung überreicht.

Schließlich bekam auf Initiative von Verteidigungsminister Mag. Thomas Starlinger und seiner Nachfolgerin Mag. Klaudia Tanner die Roßauer-Kaserne Anfang 2020 den Traditionsnamen Bernardis-Schmid.

Quellen

https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Bernardis; https://www.ooegeschichte.at/epochen/nationalsozialismus/biografien/robert-bernardis/; https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20180904_OTS0123/menschen-maechte-dokumentation-robert-bernardis-ein-vergessener-held-in-der-praesidentschaftskanzlei-praesentiert

Feldwebel Anton Schmid

Anton Schmid wurde am 9. Januar 1900 in Wien geboren. Während des I. Weltkrieges arbeitete er zunächst als Telegraphenjunge bei der Post, bis er im Juli 1918 zum Kriegsdienst eingezogen wurde. 1919 schied er bei der Post aus und erlernte zunächst den Beruf des Installateurs. 1926 übernahm er ein Elektrogeschäft in Wien-Brigittenau, das er mit seiner Frau Stefanie führte, mit der er eine Tochter hatte.

Eigentlich war Anton Schmid kein politischer Mensch und gehörte auch keiner politischen Partei an. Schon bald nach dem Anschluss Österreichs 1938 verhalf er aber einigen jüdischen Bekannten zur Flucht ins Ausland. 1940 wurde er dann in die Wehrmacht eingezogen und mit seiner Einheit im September 1941 im kurz davor eroberten Vilnius (deutsch: Wilna) stationiert. Zu dieser Zeit wohnten in der ehemaligen Hauptstadt Litauens 60.000 Juden. Als Leiter einer s.g. Versprengten-Sammelstelle musste Schmid in den Werkstätten jüdische Mitarbeiter beschäftigen. Ihm wurden dafür zunächst 15 Arbeitsgenehmigungen zugestanden. Die so genannten "Gelben Scheine" waren für die eingesetzten Juden samt ihren Familien lebensrettend und schützten vor dem Zugriff der Nationalsozialisten. Bis zum Januar 1942 hatte Schmid insgesamt 90 solcher Arbeitsbescheinigungen ausgestellt. Mehrmals rettete er auch seine Arbeiter aus dem berüchtigten Lukiszki-Gefängnis, für mindestens zwei Personen verschaffte er gefälschte Papiere.

Bis zum Januar 1942 transportierte er zusätzlich mit selbst ausgefertigten Marschbefehlen bis zu dreihundert Juden aus dem Ghetto von Wilna nach Weißrussland und rettete sie so vor dem Holocaust. Da er nicht in einer Kaserne untergebracht war ließ er sogar Mitglieder der jüdischen Widerstandsbewegung in seinem Haus versteckt wohnen, um sie so vor einer möglichen Verhaftung zu schützen. So versteckte er den jüdischen Schriftsteller Hermann Adler mit seiner Frau Anita mehrere Monate in seiner Dienstwohnung - Adler beschrieb die Zeit später so: "Schmid war ein Anti-Nazi, aber wahrscheinlich nicht in erster Linie aus politischen Erwägungen heraus, sondern eher gefühlsmäßig, weil er … die Judenverfolgung … ablehnte". Schmid war indirekt auch an der Vorbereitung des Aufstandes im Warschauer Ghetto beteiligt, indem er eine Delegation des jüdischen Widerstands mit einem Lastwagen nach Warschau brachte.

Im Februar 1942 taucht Schmid - offenbar nach einem Hinweis - unter, wurde aber einige Tage später gefunden und verhaftet. Am 25. Februar 1942 wurde gegen ihn in Wilna wegen der Transporte von Juden ein Kriegsgerichtsverfahren eröffnet. Sein Verteidiger versuchte ihn vor der Todesstrafe zu bewahren und argumentierte, Schmid hätte gültige Papiere gehabt und die Juden im Interesse der Wehrmacht zu befördern, da sie von dieser gebraucht worden wären. Der Angeklagte Schmid beteuerte aber - vielleicht aus übertriebener Wahrheitsliebe -, dass er die Juden nur retten wollte und dabei nie an die Wehrmacht gedacht hätte. Das daraufhin ergangene Todesurteil wurde am 13. April 1942 von einem Erschießungskommando vollstreckt. Seine Leiche wurde am Rande des Soldatenfriedhofs Wilna-Antokol begraben.

Von Anton Schmid sind nur zwei Briefe als schriftliche Selbstzeugnisse überliefert. In seinem Abschiedsbrief an seine Frau schrieb er kurz vor der Hinrichtung am 9. April 1942: "Will Dir noch mitteilen, wie das ganze kam: Hier waren sehr viele Juden, die vom litauischen Militär zusammengetrieben und auf einer Wiese außerhalb der Stadt erschossen wurden, immer so 2000 – 3000 Menschen. Die Kinder haben sie auf dem Wege gleich an die Bäume angeschlagen. Kannst Dir ja denken …". In diesem Brief bat er seine Familie auch um Verzeihung: "Ich habe nur als Mensch gehandelt und wollte ja niemandem weh tun.".

Schmids Schicksal wurde bereits 1945 durch Hermann Adler, den er in Wilna versteckt hatte, bekannt. 1961 berichtete dann Abba Kovner, führender Proponent des jüdischen Widerstandes in Wilna, beim Eichmann-Prozess in Jerusalem über Anton Schmid. Hannah Arendt erwähnte ihn 1963 in ihrem Bericht in Jerusalem. Im Mai 1967 wurde Schmid von der Holocaustgedenkstätte Yad Vashem postum als Gerechten unter den Völkern ausgezeichnet. Die dazugehörige Medaille samt Ehrendiplom überreichte der israelische Botschafter in Österreich in Wien an seine Witwe.

1990 erhielt ein Gemeindebau in der Brigittenau durch Bürgermeister Helmut Zilk die Bezeichnung "Anton Schmid-Hof". Seit 2002 wurde auch ein Teil der Promenade am linken Ufer des Wiener Donaukanals nach Anton Schmid benannt.

In Deutschland wurde bereits im Jahr 2000 die Kaserne der Heeresflugabwehrschule der Bundeswehr in Rendsburg in Feldwebel Schmid-Kaserne umbenannt. Da diese Liegenschaft aber 2011 aufgelassen wurde, erlosch der Traditionsname wieder. Seit dem Jahr 2012 trägt ein Lehrsaalgebäude in der Kaserne Todendorf den Namen Feldwebel Schmid-Haus. Auch in Haifa in Israel ist eine Verkehrsfläche als Anton-Schmid-Platz benannt. 2012 wurde er auch durch die Benennung eines Lehrsaals an der Heeresunteroffiziersakademie in Enns geehrt. 75. Jahre nach dem Angriff der Wehrmacht auf die Sowjetunion wurde 2016 die Harz-Kaserne in Blankenburg in Feldwebel Anton Schmid-Kaserne umbenannt.

Die bislang letzte Ehrung war die auf Initiative von Verteidigungsminister Mag. Thomas Starlinger und seiner Nachfolgerin Mag. Klaudia Tanner Anfang 2020 vorgenommene Vergabe des Traditionsnamen Bernardis-Schmid für die Roßauer-Kaserne.

Quellen

https://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Schmid_(Feldwebel); https://www.deutsche-biographie.de/gnd12423058X.html#ndbcontent; https://www.doew.at/cms/download/ehq1i/web_Jahrbuch_2002.pdf; https://der.orf.at/unternehmen/aktuell/anton_schmid_praesentation100.html